Adipositas und Asthma bronchiale sind epidemiologischen Daten zufolge miteinander assoziiert. Die Studien legen nahe, dass eine bereits bestehende Asthmaerkrankung nicht nur durch Rauchen, sondern auch durch Fettleibigkeit verschlimmert werden kann. Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Bei Jungen wird Asthma deutlich häufiger diagnostiziert als bei Mädchen (7,5 Prozent versus 4,5 Prozent). In absoluten Zahlen ausgedrückt sind fast eine halbe Million Kinder und Jugendliche in Deutschland von Asthma betroffen. Laut WHO leiden weltweit 334 Millionen Menschen an Asthma. Über die Ursachen herrscht Unklarheit. Es gibt Vermutungen, dass Kinder mit Asthma weniger Sport treiben und deshalb häufiger unter Gewichtsproblemen leiden als Kinder ohne Asthma. Andere Vorstellungen setzen die Adipozyten als Ursprungsort inflammatorischer Zytokine in den Vordergrund. Assoziationen in der genetischen Prädisposition für Asthma und Übergewicht wurden bei Genen gefunden, die für ß2-adrenerge Rezeptoren, Tumornekrosefaktor alpha und Insulin-like growth factor 1 (IGF-1) kodieren (Matricardi PM, et al.: „The asthma-obesity link in childhood: open questions, complex evidence, a few answers only. Clin Exp Allergy. 2007 Apr; 37 (4): 476–84).
Das Risiko der Fettleibigkeit für die Entstehung von Asthma bei Kindern werde indes unterschätzt, stellen Autoren einer aktuellen Studie fest. Sie haben deshalb die Beziehung zwischen Übergewicht, Adipositas und Asthma bei Kindern und Jugendlichen untersucht. Die Forscher der Duke University in Durham (US-Bundesstaat North Carolina) und Mitarbeiter des US-weiten Pediatric Learning Health System (PEDSnet) sichteten für ihre retrospektive Kohortenstudie die Daten von 507.496 Kindern und 19.581.972 Arztbesuchen. Die Patienten im Alter zwischen zwei und 17 Jahren waren zwischen 2009 und 2015 an einem von sechs Behandlungszentren medizinisch versorgt worden.
Umfangreiche Daten zeigen, dass adipöse Kinder häufiger an Astma erkranken als Normalgewichtige.
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Enge Korrelation zwischen Übergewicht und Asthma
Erstautor Prof. Dr. Jason E. Lang, pädiatrischer Pulmologe der Duke-Universität und seine Kollegen verglichen die Daten übergewichtiger oder adipöser Kinder mit denen von normalgewichtigen Altersgenossen. Dabei wurden unter anderem Patientenalter und -geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Art der Krankenversicherung und Ort der Behandlung berücksichtigt. Die mittlere Beobachtungsdauer der Teilnehmer betrug vier Jahre. Die Analyse ergab, dass Kinder mit Gewichtsproblemen deutlich häufiger an Asthma litten als normalgewichtige Kinder. Die Inzidenz von Asthmadiagnosen unter adipösen Kindern lag signifikant höher als unter Normalgewichtigen (RR 1,26; 1,18 bis 1,34). Adipöse Kinder erkrankten zu 29 Prozent an einem durch Spirometrie bestätigten Asthma bronchiale (RR: 1,29; 1,16–1,42). Zwischen 23 und 27 Prozent der neuen Asthmafälle unter fettleibigen Kindern waren direkt der Adipositas zuzuschreiben. Dieser Zusammenhang bestand auch dann noch, als andere relevante Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Allergien herausgerechnet wurden.
Adipositas wurde somit als moderater Risikofaktor für Asthma identifiziert. Weitere signifikante Risikofaktoren waren den Studienautoren zufolge männliches Geschlecht, ein Alter unter fünf Jahren, afro-amerikanische Abstammung und eine nicht private Krankenversicherung. Eingeschränkt wurden die Ergebnisse der Studie durch die Tatsache, dass es sich dabei lediglich um die retrospektive Auswertung von elektronischen Patientenakten handelt.
Wie die Autoren aus ihren Ergebnissen schlussfolgerten, stellt Fettleibigkeit einen wichtigen und präventablen Risikofaktor für Asthma im Kindesalter dar. So erhöht sich bei Fettleibigkeit im Kindesalter die Rate der Diagnose Asthma um 1000 Fälle pro 1000 Patientenjahre. Durch die Vermeidung von Übergewicht könnten Kinder ihr Asthma-Risiko um 26 bis 38 Prozent senken.
Ladislaus Kuthy
PK 5/2019
Quelle: Lang J. E. et al., „Being Overweight or Obese and the Development of Asthma“, Pediatrics142 (6): e20182119. DOI: 10.1542 /peds.2018-2979.