Bonn – Städter nehmen mehr Antibiotika als die ländliche Bevölkerung. Vor allem Kindern und Senioren werden sie am häufigsten verordnet. Mit steigender Bildung sinkt die Antibiotika-Nutzung. Diese Trends ermittelten Forscher des NRW Forschungskollegs „One Health and urbane Transformation“ an der Universität Bonn.
Die Autoren werteten 73 Publikationen zur weltweiten Antibiotika-Nutzung im ambulanten Sektor aus. Es zeigte sich zudem, dass die meisten Antibiotika von Patienten genommen werden, deren Erkrankung keinen Klinikaufenthalt erfordert. In Deutschland machen diese Fälle rund 85 Prozent aller Antibiotika-Verschreibungen aus; EU-weit liegt die Quote sogar noch etwas höher. Dass die Antibiotika-Nutzung dabei in urbanen Gebieten höher ist, könnte mit dem besseren Zugang zu Arztpraxen und Apotheken zusammenhängen, mutmaßen die Autoren. Tatsächlich scheint die Ärzte-Dichte ebenfalls zu den treibenden Faktoren zu zählen. Höhere Medikamenten-Preise reduzieren die verkaufte Antibiotika-Menge dagegen. Einen gewissen Einfluss scheint auch die nationale Kultur zu haben: So nehmen die Bürger „maskuliner“ Gesellschaften, die als eher wettbewerbsorientiert gelten, im Schnitt mehr Antibiotika ein.
(thy)
PK 5/2020