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Ausgewogene Ernährung ist eine wichtige Voraussetzung dafür, gesund zu bleiben, und spielt zudem eine wesentliche Rolle in der Behandlung von Erkrankungen. Was das Thema Ernährung auch für Apotheken relevant macht – nicht nur im Hinblick auf entsprechende Produkte. Vielmehr profiliert sich die Apotheke durch Kompetenz im Ernährungsbereich bei ihren Kunden einmal mehr als Gesundheitsexpertin.

 

Noch vor zehn, zwanzig Jahren war von Apothekern oftmals zu hören, der Themenbereich Ernährung sei zwar interessant, würde sich aber kaum rechnen: Ernährungsberatung für die Kunden sei zeitaufwändig und kaum einer wolle dafür eine Entschädigung zahlen. Inzwischen allerdings haben etliche Apothekenleiter erkannt, dass fundiertes Wissen zum Thema Ernährung nicht nur eine monetäre Seite hat. Vielmehr trägt dieses Fachwissen zur ganzheitlichen Beratung ihrer Kunden bei und festigt überdies das Standing der Apotheker als Gesundheitsexperten. Ein Blick in die Weiterbildungsordnung der Bundesapothekerkammer (BAK) untermauert dies. So zeigen allein die Lernziele der „Weiterbildung im Bereich Ernährungsberatung“ warum sich Wissenszuwachs in diesem Themenbereich für Apotheken lohnt.

Folgende Kenntnisse will die BAK den Apothekern demnach vermitteln:

  • Grundlagen der Ernährung
  • Prävention von Fehl- und Mangelernährung bei besonderen Personengruppen
  • Kenntnisse über die enterale und parenterale Ernährung
  • Besonderheiten der Ernährung bei ernährungsbedingten und -mitbestimmten Krankheitsbildern
  • Grundlagen und Praxis der Ernährungsberatung

 

Nach Einschätzung von Fachkreisen ist dieses Wissen bei der Beratung von Menschen mit ernährungsabhängigen und -assoziierten Erkrankungen angesagt: bei Diabetes, Hyperlipidämie, Hypertonie und Hyperurikämie um nur einige Beispiele zu nennen, in zunehmendem Maße auch bei Krebserkrankungen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten, zudem bei übergewichtigen oder adipösen Kunden.

 

Beratung rund um das Thema Ernährung stärkt das Image des Apothekers als Gesundheitsexperten.

Bildnachweis: AdobeStock_65173639_goodluz

 

Ernährungsabhängige Erkrankungen sind weit verbreitet

Wie hoch der Bedarf an kompetenter Ernährungsberatung tatsächlich ist, zeigt ein Blick in die Statistiken. Beispiel Übergewicht und Adipositas: Zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und die Hälfte der Frauen (53 Prozent) in Deutschland sind übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen (23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen) gilt als adipös (RKI). Der Blick in die Zukunft ist hier ebenfalls nicht rosig, denn bereits Kinder sind in hohem Maße betroffen. Laut Robert Koch-Institut gelten 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland als übergewichtig oder adipös.

Beispiel Diabetes: Aktuell gibt es in Deutschland mehr als sieben Millionen Menschen mit Diabetes. Mehr als 500 000 Neuerkrankungen kommen jährlich hinzu, Das entspricht etwa 1500 pro Tag. Zudem ist die Dunkelziffer hoch: Von den sieben Millionen Menschen mit Diabetes wissen mindestens zwei Millionen noch nicht von ihrer Erkrankung (Deutsche Diabeteshilfe).

Beispiel Cholesterin: Ein erhöhtes Serum-Gesamtcholesterin (oberhalb des aktuell empfohlenen Grenzwertes von 190 mg/ dl) weisen gut 57 Prozent der Männer und 61 Prozent der Frauen im Alter von 18 bis 79 Jahren auf, gut 18 Prozent der Männer und knapp 20 Prozent der Frauen haben ein stark erhöhtes Gesamtcholesterin von mehr als 240 mg/dl (RKI, Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1).

 

Kompetenz nach außen zeigen

Kompetent zu sein ist das eine – die Kompetenz in Aktivitäten zu verpacken und vor allem die Kunden dafür zu begeistern, das andere. So lässt sich vorgehen: Die Kunden werden regelmäßig über alle verfügbaren Kanäle zum Schwerpunkt „Ernährung“ und die damit verbundenen Angebote informiert. Zu den gängigen Marketingmaßnahmen in der Apotheke zählen dabei Informationen im Schaufenster und in der Offizin, Handzettel, Flyer, Informationen auf der Apothekenwebsite, Newsletter und natürlich das persönliche Gespräch. Eine Beratungsaktion sorgt dabei für besonders viel Aufmerksamkeit. Sie lässt sich grundsätzlich zum Schwerpunkt „Ernährungsberatung“ anlegen, herausstellen lassen sich bei der Aktion aber auch Teilaspekte, etwa die kompetente Beratung zum Beispiel bei Arzneimittelunverträglichkeiten. Mittels eines Kurs- und Seminarangebots (Vorträge/Seminare zu bestimmten Ernährungsthemen) lässt sich die Kompetenz der Apotheke im Bereich Ernährung zusätzlich nach außen tragen. Das Angebot hilft zudem dabei, neue Kunden anzusprechen. Aktivitäten, die das Engagement im Bereich Ernährung abrunden, verschaffen der Apotheke und ihrer Ernährungskompetenz überdies Aufmerksamkeit. Zu nennen sind hier beispielsweise Kochkurse (etwa für schmackhafte fettarme Kost), Lauf- oder Walkinginitiativen (beides ggf. in Kooperation), Kräuter- oder Pilzwanderungen.

 

So lässt sich Ernährungsberatung etablieren

Die Zahlen zeigen: Apotheken, die sich im Bereich Ernährung engagieren, treffen zunächst einmal auf eine große potentielle Zielgruppe. Um die Beratung erfolgreich zu etablieren, ist eine Ernährungsberatung nach dem Gießkannenprinzip allerdings wenig effektiv. Vielmehr gilt es, bestimmte Themenschwerpunkte herauszuarbeiten, auf den individuellen Kundenstamm abzustimmen sowie mit Inhalten zu befüllen – und schließlich das Angebot in den Gesamtauftritt der Apotheke zu integrieren. Die Spezialisierung im Themenbereich Ernährung ist dabei letztlich vor allem eine Frage der persönlichen Interessen und der Manpower in der Apotheke, des (Kunden-)umfelds und auch des Budgets. Zielgruppen herausfiltern: Mit dem Thema Ernährungsberatung kann eine Apotheke u. a. folgende Zielgruppen ansprechen:

 

Menschen mit

  • Übergewicht
  • Obstipation
  • ernährungsbedingten Erkrankungen (u. a. Diabetiker, Menschen mit Fettstoffwechselstörungen, Nieren-oder Pankreaserkrankungen)
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien
  • Krebserkrankungen
  • sowie Menschen, die auf Arzneimittel angewiesen sind, die mit Nahrungsmitteln interagieren können.

 

Analyse der Situation: Hier empfiehlt sich ein individueller kritischer Blick auf die eigene Apotheke:

  • Wie sieht meine Klientel aus? Welchen Kundenstamm möchte ich mit der Ernährungsberatung zusätzlich erreichen?
  • Wie agieren die Mitbewerber in meinem Umfeld?
  • Wo liegen meine Interessen im Bereich Ernährungswissen und die des Teams? Wie lassen sich diese Kenntnisse gezielt erweitern?
  • Welche Themenschwerpunkte soll die Apotheke im Bereich Ernährung setzen?
  • Inwieweit will ich den Themenbereich Ernährung ausbauen?

 

Gezieltes Vorgehen: Sind die Basisfragen geklärt, folgen die finalen Schritte zum Ziel:

  • Erwerb von Kompetenzen (Fort- und Weiterbildung),
  • Erarbeiten eines Beratungskonzeptes (Zu welchen Themenbereichen berät die Apotheke? In welcher Form – etwa individuell, über Vorträge oder Seminare? Werden Kosten dafür aufgerufen und wenn ja in welcher Höhe?)
  • Erarbeiten eines Marketingkonzeptes rund um den Themenschwerpunkt Ernährung (Maßnahmen, Budget, Kooperationen)

 

Sortimentsanalyse: Last but not least stellt sich die Frage, inwieweit auch das Apothekensortiment in die Überlegungen mit einfließt. So hat die Apotheke beispielsweise im Bereich der Gewichtsreduktion, bei Vitamin- und Mineralstoffen sowie bei Nahrungsergänzungsmitteln (u.a. für spezielle Ernährungszustände und Lebenssituationen) eine Fülle von Produkten und Angeboten zur Verfügung, die sie ihren Kunden empfehlen kann. Auch hier raten Marktkenner zur individuellen Entscheidung: sprich ein kritisches Begutachten des Angebots und die individuelle Auswahl – passend zum Gesamtkonzept der Apotheke.

 

PK 4/2020