Ziel der Untersuchung von H. Eichstädt, Abteilung Kardiologie und Radiologie des Universitätsklinikums Rudolf Virchow der Freien Universität Berlin, war es, die Auswirkungen von Crataegus-Spezialextrakt WS 1442 auf die zentrale und periphere Hämodynamik mittels der Radionuklid-ventrikulographie bei Patienten mit Herzinsuffizienz im klinischen Stadium NYHA II zu analysieren. Diese Methode erlaubt mit guter Reliabilität und Reproduzierbarkeit die Quantifizierung von Ventrikelfunktion und Hämodynamik.
Patienten und Methodik
In die Studie wurden insgesamt 20 Patienten im durchschnittlichen Alter von 55 Jahren mit kompensierter Herzinsuffizienz im Stadium NYHA II – meist infolge eines Myokardinfarktes – aufgenommen. Als Einschluß-kriterium galt eine angiographisch gesicherte Ejektionsfraktion des linken Ventrikels von weniger als 55 Prozent, wobei die weitere Beobachtung dieses Parameters die Hauptzielvariable der Studie darstellte. Nach einer einwöchigen Auswaschphase erhielt jeder Patient dreimal 2 Kapseln des Prüfpräparates, das einen auf oligomere Procyanidine standardisierten Extrakt aus Crataegusblättern mit -blüten enthält. Die Anwendungsdauer betrug 4 Wochen. Zu Beginn und Ende der Studie wurde die Erhebung der klinischen, elektrokardiographischen und hämodynamischen Daten mit Bestimmung der linksventrikulären Ejektionsfraktion in Ruhe und in Belastung erfaßt. Die hämodynamischen Parameter wurden mittels Radionuklidventrikulographie festgestellt, die nach in-vivo-Markierung der Erythrozyten in einem Intervall von 20 bis 30 Minuten durchgeführt wurde. Zur Ermittlung der maximalen Belastbarkeit diente die Fahrradergometrie.
Ergebnisse
Im Ergebnis zeigte sich, daß mit dem Phytopharmakon ein signifikanter Anstieg der linksventrikulären Ejektionsfraktion von 40,18 Prozent auf 43,50 Prozent in Ruhe und unter Belastung von 41,51 Prozent auf 46,56 Prozent erzielt wurde. Der Ruheblutdruck sank im Mittel von 136,5/87,5 mmHg auf 134/83,5 mmHg in Ruhe, während unter Belastung eine durchschnittliche Senkung von 188,4/98,2 auf 176,8/95,5 zu beobachten war. Die mittels Fahrradergometrie gemessene maximale Belastbarkeit stieg im Mittel von 703,75 W auf 772,1 W signifikant an, wohingegen die Herzfrequenz sich unter Belastung nicht wesentlich veränderte. Die Verbesserung der quantifizierbaren hämodynamischen Parameter ging bei 65 Prozent der Patienten in der Selbstbeurteilung mit einer Besserung des subjektiven Befindens einher. Aus ärztlicher Sicht brachte die Behandlung bei 75 Prozent der Probanden eine Besserung des klinischen Beschwerdebildes.
Fazit: Die in der Literatur vielfach beschriebenen kardialen Effekte von Crataegus konnten durch diese Studie mit modernen Mitteln objektiviert werden. Die Therapie mit Crataegus-Spezialextrakt WS 1442 scheint deshalb geeignet zu sein, bei Patienten mit Herzinsuffizienz im Stadium NYHA II eine Verbesserung der linksventrikulären Funktion und eine Steigerung der Belastbarkeit zu erreichen.
(Quelle: H. Eichstädt, M. Bäder, O. Danne, W. Kaiser, U. Stein, R. Felix: Crataegus-Extrakt hilft dem Patienten mit NYHAII-Herzinsuffizienz. Therapiewoche 39, Heft 45:3288-3296, November 1989)