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Während über die positive Wirkung von Johanniskraut-Extrakten bei leichten bis mittelschweren Depressionen ein klarer Konsensus besteht, scheint die Diskussion darüber, welche Bestandteile der Pflanzenextrakte diese Wirkung in welchem Ausmaß und über welche Wirkmechanismen verursachen, noch nicht abgeschlossen. Die Arbeit von C. Schüle und Mitarbeitern geht daher der Frage nach, welche Wirkung Hyperforin und sein strukturelles Analogon Adhyperforin entfalten.

Um die Wirkung von Johanniskraut in vivo auf das zentrale aminerge System zu klären, untersuchten C. Schüle und Mitarbeiter von der Psychiatrischen Universitätsklinik München neuroendokrine Effekte unterschiedlicher Dosierungen des Extraktes WS 5570 bei gesunden Männern. In einer früheren Studie hatten die Autoren unter einer Dosierung von 600 mg einen leichten, aber signifikanten Cortisol-Anstieg beobachtet, sowie uneinheitliche Auswirkungen auf die Sekretion von Wachstumshormon und keinen Effekt auf die Prolaktin-Sekretion festgestellt. Da diese Ergebnisse zum Teil im Widerspruch zu Ergebnissen aus anderen Studien stehen, ging es in der vorliegenden Studie darum, zu prüfen, ob die uneinheitlichen Ergebnisse möglicherweise auf Unterschiede in der Dosierung des Extraktes in der ersten Studie zurückzuführen sind.

Patienten und Methodik

An der Studie nahmen 12 gesunde, normalgewichtige Männer im Alter zwischen 26 und 41 Jahren teil. Sie erhielten an vier verschiedenen Testtagen in randomisierter Reihenfolge oral entweder Placebo oder den Johanniskraut-Extrakt WS 5570 in einer der Dosierungen von 600, 900 oder 1200 mg.

Via intravenösen Katheter wurde den Probanden über einen Zeitraum von sechs Stunden alle 30 Minuten Blut abgenommen. Sie erschienen morgens nüchtern zur Untersuchung und verbrachten die Zeit bis zum Abschluss der Untersuchungen liegend.

Die Serum-Konzentration von Cortisol (COR), Wachstumshormon (GH) und Prolaktin (PRL) sowie die Plasma-Konzentration von Adrenocorticotropen Hormon (ACTH) wurden jeweils mittels doppeltem Antikörper-Radioimmunassay, Fluoroimmunassay und Chemoilluminiszenz-immunometrischen Assay-Verfahren bestimmt. Der AUC-Wert wurde als Paramenter für COR, ACTH, GH, und PRL-Reaktionen ausgewertet.

Ergebnisse

Ein signifikanter Stimulationseffekt des Hyperforin-haltigen Johanniskraut-Extraktes WS 5570 war nur hinsichtlich der ACTH-Sekretion zu beobachten.

Zu einem Anstieg der Wachstumshormonwerte über 50 pmol/l kam es nur bei einem Teil der Probanden – bei fünf von 12 Versuchspersonen unter der Dosierung 600 mg, bei sieben von 12 nach der Gabe von 900 mg und bei acht von 12 Teilnehmern nach der Einnahme von 1200 mg. Keines dieser Anstiege war im Vergleich zu Placebo signifikant, auch eine klare Dosis-Wirkungsbeziehung zeichnete sich nicht ab. Auf die Prolaktinwerte hatte die Einnahme von hochdosiertem Johanniskraut keinerlei Effekte, ebenso zeigten der mittlere arterielle Blutdurck und die Herzrate keine Veränderungen.

Diskussion

Die Autoren vermuten, dass die in der Studie verwendeten Dosierungen noch immer zu niedrig sind, um konsistente Wirkungen auf zentrale Neurotransmitter und damit auf die hormonelle Sekretion zu zeitigen. Diese Schlussfolgerung ziehen sie aufgrund des Vergleichs mit Daten aus einer Untersuchung von Franklin und Mitarbeitern (Biol Psychiatry 1999; 46: 581-584), in der LI160 in einer Dosierung von 2700 mg zum Einsatz kam. Unter dieser sehr hohen Dosierung war es sowohl zu einer signifikanten Stimulation von ACTH, Wachstumshormon und Prolaktin gekommen, als auch – zumindest bei einigen Probanden – zu einem Anstieg von Cortisol.

Fazit: Vor diesem Hintergrund stellen die Autoren in Frage, ob die derzeitig therapeutisch empfohlenen Dosierungen ausreichend sind. Außerdem betonen sie die Notwendigkeit, Johanniskraut-Extrakte auf mögliche therapeutisch aktive Bestandteile hin zu standardisieren, damit evidenz-basierte Dosierungsrichtlinien entwickelt werden können.

(Quelle: Schüle C, Baghai T, Sauer N, Laakmann G: Endocrinological Effects of High-Dose Hypericum perforatum Extrakt WS 5570 in Healthy Subjects. Neuropsychobiology, 2004, 49: 58-63.)