Heilpflanzen anbauen schont die Umwelt
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In Deutschland werden etwa 440 Arten von Heilpflanzen als Rohstoff zur Herstellung von Arzneimitteln benötigt, etwa 75 davon stammen ausschließlich aus landwirtschaftlichem Anbau. Die Hauptanbaugebiete sind Thüringen (Erfurter Becken), Bayern (Oberbayern, Erdinger Moos, Mittelfranken), Sachsen (Lößgebiete Mittelsachsens), Sachsen-Anhalt (Mitteldeutsches Trockengebiet) und Ostfriesland. Die Bundesregierung strebt bis zum Jahr 2020 eine deutliche Ausweitung der heimischen Arzneipflanzenanbaufläche an. Für die spezialisierten Anbaubetriebe stellt der Arzneipflanzenanbau eine zuverlässige Einkommensquelle dar, weil die Abnahme vorzugsweise über Anbauverträge gesichert ist.

Der Hauptvorteil der Kultivierung liegt jedoch in der erheblich erleichterten Qualitätskontrolle der Rohstoffe. Hochwertiges, sortenreines und qualitativ gleichbleibendes Ausgangsmaterial für die Arzneimittelherstellung lässt sich im Anbau am zuverlässigsten gewinnen. Die Konzentration der Wirkstoffe lässt sich besser vorhersagen und es besteht die Möglichkeit einer langfristigen Bedarfsplanung (Rohstoffsicherheit). Andererseits sind Rohstoffe aus Kulturen oft deutlich teurer als aus Wildsammlung, weil sie mit erheblichen Forschungs- und Entwicklungskosten verbunden sind.
Das Kultivieren von Arzneipflanzen ist ein aufwendiges Unterfangen: Die wichtigsten Schritte bestehen aus der Auswahl der Ausgangspflanzen, aus der Züchtung wirkstoffreicher Arten, aus ihrer Vermehrung und aus der Entwicklung von Technologien für Anbau, Ernte, Verarbeitung und Analytik. Jede Phase des Arzneipflanzenanbaus von der Aussaat über die Pflege und Ernte bis hin zur anschließenden Sichtung, Sortierung und Aufbereitung muss genauestens dokumentiert werden. Und es dauert Jahre, bis man ein Naturprodukt in hoher pharmazeutischer Qualität und ausreichender Menge ernten kann.

Dass es für Patienten und Hersteller trotzdem lohnend sein kann, zeigt das Beispiel Beinwell. Beinwell wächst in ganz Europa auf Wiesen, Bachufern und in Grabenrändern. Von der Pflanze gibt es rund 40 Sorten, die sich im Aussehen und in der Zusammensetzung der in ihnen enthaltenen Wirkstoffe stark unterscheiden. Zu medizinischen Zwecken wurden früher vor allem die Wurzeln von Beinwellpflanzen verwendet, die man in der freien Natur sammelte. Vor einigen Jahren hat die Forschung aber mit Methoden moderner Analytik gerade in den Wurzeln des Beinwells sogenannte Pyrrolizidinalkaloide gefunden,  Wirkstoffe, die auf die Leber toxisch wirken. Deshalb mussten zunächst alle Beinwell-Produkte vom Markt genommen werden. Durch eine gezielte Neuzüchtung hat es die Wissenschaft aber in der Folgezeit möglich gemacht, dass diese Heilpflanze zur Herstellung von Arzneimitteln wieder zur Verfügung steht. Es wurde eine neue Sorte gezüchtet (Symphytum x uplandicum Nyman Harras), die keine Gefahr für die Leber in sich birgt.