Die Aorta ist nicht nur für die Fortleitung des Blutflusses zuständig, sondern verfügt auch über modulierende Effekte auf die linksventrikuläre Funktion und auf die Perfusion des Myocards. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. med. Gustav G. Belz vom Zentrum für kardiovaskuläre Pharmakologie in Mainz prüfte in einer vergleichenden Querschnittsstudie, inwieweit die regelmäßige Einnahme einer Knoblauchpräparation die mit dem Alterungsprozeß verbundene Rigidität der Aorta zu mindern vermag.
Patienten und Methodik
In die Untersuchung wurden 101 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 50 und 80 Jahren, die seit zwei Jahren regelmäßig täglich mindestens 300 mg eines standardisierten Knoblauchpräparates zu sich nahmen, mit der gleichen Anzahl eines hinsichtlich demographischer Daten vergleichbaren Kontrollkollektivs verglichen. Innerhalb der beiden Gruppen wurden die jeweils korrespondierenden Altersgruppen (50 bis 59 Jahre, 60 bis 69 Jahre und 70 bis 80 Jahre) einander gegenübergestellt. Die Lebensgewohnheiten im Hinblick auf sportliche Aktivitäten und Ernährung wurden durch direkte Befragung erfaßt. Sie waren in beiden Gruppen, die einer einheitlichen Population entstammten und sich mit normaler Mischkost ernährten, weitgehend vergleichbar. Dies traf auch für Blutdruck, Herzfrequenz und Lipidspiegel zu.
Ausschlußkriterien waren die Einnahme von Medikamenten, die sich auf die aortale Elastizität auswirken könnten, wie z. B. ACE-Hemmer, direkte Vasodilatatoren oder Lipidsenker.
Zur Beurteilung der Aortenelastizität diente die Messung der Pulswellen-geschwindigkeit (PWV) mit Hilfe einer nicht invasiven sphygmographischen Technik, wobei ansteigende PWV-Werte mit einer Zunahme der Aortenrigidität assoziiert sind. Der elastische Gefäßwiderstand (EVR), ein druckstandardisierter Index für das Ausmaß der Aortenrigidität, wurde nach der Formel PWV2 / MAP (= mittlerer arterieller Blutdruck) errechnet. Die PWV- und EVR-Werte wurden aus jeweils drei Messungen in Ruhe und nach dreiminütigen isometrischen Handgriffübungen ermittelt.
Ergebnisse
Die aortale Pulswellengeschwindigkeit erwies sich mit einer Differenz von im Mittel 1,49 m/s in der Knoblauchgruppe als signifikant geringer im Vergleich zum Kontrollkollekitv (p < 0,0001). Sie zeigte außerdem eine deutliche Korrelation zur Höhe der systolischen Blutdruckwerte. Diese Differenz war umso geringer, je jünger die Probanden waren. Während die mittlere Differenz bei den 50 bis 59jährigen 0,53 m/s (p = 0.06) betrug, erhöhte sie sich in der Altersgruppe der 60 bis 69jährigen auf 1,93 m/s
(p = 0,0001) und in der Gruppe der 70 bis 80jährigen auf 2,21 m/s
(p = 0,0016).
Ähnliches konnte für den elastischen Gefäßwiderstand festgestellt werden. Auch hier war die Differenz bei den älteren Probanden stärker ausgeprägt als in den jüngeren Altersgruppen. Die EVR-Differenz betrug in der Alters-gruppe 50 bis 59 Jahre 0.08 m2 . s-2 . mmHg-1 (p = 0.6), in der Altersgruppe 60 bis 69 Jahre 0,36 m2 . s-2 . mmHg-1 (p = 0.0001) und in der Altersgruppe der 70 bis 80jährigen 0,41 m2 . s-2 . mmHg-1 (p = 0,0004).
Fazit: Die Ergebnisse der Vergleichsstudie zeigen, daß die langfristige tägliche Einnahme von mindestens 300 mg eines standardisierten Knoblauchpräparates in der Lage ist, die altersbedingte Zunahme der Aortenrigidität zu mindern.
(Quelle: K. Breithaupt-Grögler, M. Ling, H. Boudoulas, G.G. Belz: Protective Effect of Chronic Garlic Intake on Elastic Properties of Aorta in the Elderly. Circulation, Vol 96, Nr. 8, Oct. 21, 1997, S. 2649)