Freiberg (Sachsen) – An der Technischen Universität Bergakademie Freiberg forschen Wissenschaftler schon seit mehreren Jahren an den einzigartigen Eigenschaften von Aplysina aerophoba, einer marinen Schwammart, die von Natur aus antivirale Substanzen produziert. Verantwortlich für die Wirkung sind die Bromtyrosine, die der Aplysina-Schwamm immer dann produziert, wenn sein Gewebe verletzt wurde und er sich gegen Pathogene schützen will.
Bromtyrosin hemmt die Proteinsynthese und damit die Vermehrung von RNA-Viren – zu denen auch SARS-CoV-2 gehört – und verhindert zudem das Eindringen von Viren in die Zellen. Diesen Wirkmechanismus konnten die Freiberger Forscher am Beispiel von Tumorzellen gemeinsam in vorklinischen Studien nachweisen. Da es den Wissenschaftlern gelungen ist, größere Mengen dieser bioaktiven Substanzen in einer rein kristallinen Form zu extrahieren, könnten damit jetzt sogar klinische Untersuchungen zur Anwendung gegen den Covid-19-Erreger durchgeführt werden, so Prof. Dr. Hermann Ehrlich von der Arbeitsgruppe Biomineralogie und Extreme Biomimetik der TU.
Die größten Vorkommen von Aplysina aerophoba gibt es heute im europäischen Mittelmeer, insbesondere vor Montenegro, Kroatien und Albanien. Seit 2014 betreuen die Wissenschaftler der TU Bergakademie Freiberg zusammen mit Meeresbiotechnologen des Instituts für Marine Biologie im montenegrinischen Kotor eine 100 Quadratmeter große Schwammzuchtanlage.
(thy)
PK 4/20