Die immunstimulierenden und tumorhemmenden Eigenschaften von Mistelextrakten können unter anderem auf der Freisetzung von Zytokinen beruhen. Mit Hilfe eines neuen in-vitro-Modells, dem sogenannten Skin-Bioassay, wurden von Peter W. Joller et al. von den ANAWA Laboratorien in Zürich in Zusammenarbeit mit dem Institut für Phytochemie der Universität Witten/Herdecke, die immunstimulierenden Effekte eines normierten Mistelpräparates und seiner reinen Wirkbestandteile (Mistellektine) verglichen. Gemessen wurde die Freisetzung der Interleukine IL-1a und IL-6, die als relevante Parameter zur Charakterisierung der Tumorhemmung und Immunmodulation gelten.
Material und Methodik
Bei dem neuen in-vitro-Modell kommt ein metabolisch und mitotisch aktives hautanaloges System in Zellkultur zur Anwendung, das vor allem deswegen als geeignete Methode zum Nachweis der Aktivität der Prüfsubstanz erschien, da dieses bei Krebspatienten subkutan injiziert wird.
Das Haut-Modell besteht aus einer humanen dreidimensionalen Fibro-blastendermis und einer strukturierten Epidermis nicht verhornender Keratinozyten, in deren natürlich sezernierter Matrix. Die Gewebe-stückchen wurden über einen Zeitraum von 24 Stunden mit den Prüfsubstanzen – dem normierten Mistel-Extrakt – seinem Ausgangsmaterial, dem wäßrigen Extrakt, sowie den gereinigten Mistellektinen inkubiert. Die anschließende Bestimmung von IL-1a und IL-6 erfolgte mittels handels-üblicher Enzym-Immunoassays.
Um den Nachweis der Reproduzierbarkeit zu gewährleisten, wurden die Wirkungen dreier verschiedener Chargen des normierten Mistelpräparates an insgesamt sechs unterschiedlichen Haut-Präparationen analysiert. Außerdem wurde die Anzahl lebender Zellen mittels der MTT-Methode und über die Aktivität der Laktatdehydrogenase (LDH) überprüft.
Ergebnisse
Das normierte Mistelpräparat, ebenso wie der wäßrige Extrakt und die gereinigten Mistellektine stimulierten deutlich die Freisetzung von IL-1a und IL-6 in den Hautgewebepräparationen, ohne die Zellen dabei wesentlich zu beeinträchtigen. Die durch die verschiedenen Chargen freigesetzten Zytokinmengen blieben vergleichsweise konstant. Auch zeigten die Konzentrations-Wirkungs-Kurven, die für das normierte Präparat und die reinen Mistellektine erstellt worden waren, ähnliche, vergleichbare Verläufe in Bezug auf die Interleukinfreisetzung in einem Konzentrations-bereich der Mistellektine von 0,5 bis 5,0 ng/ml.
Die absoluten Konzentrationen der unter Mistellektin freigesetzten Zytokine lagen für IL-1a bei durchschnittlich 32,3 – 265,9 pg/ml und für IL-6 im Mittel zwischen 87,0 und 165,7 ng/ml. Bedeutsam ist auch, daß zwei weitere entsprechende Versuche praktisch dieselben Ergebnisse brachten. Die Rolle der Mistellektine bezüglich der Zytokinfreisetzung wurde durch ein neutralisierendes Anti-Mistellektin-Antiserum zusätzlich bestätigt.
Fazit: Mit Hilfe des Skin-Bioassays konnte gezeigt werden, daß sich die pharmazeutische Qualität des normierten Mistelpräparates reproduzierbar durch signifikante Stimulation der Zytokinfreisetzung auszeichnet. Damit steht eine Mistelzubereitung zur Verfügung, die konstante immun-biologische Wirkungen auslöst. Die darin enthaltenen Mistellektine sind dabei als die maßgeblichen Wirksubstanzen zu betrachten.
(Quelle: Peter W. Joller, Jutta M. Menrad, Tobias Schwarz, Uwe Pfüller, Michael J. Parnham, Roland Weyhenmeyer, Hans Lentzen: Stimulierung der Bildung von Zytokinen durch ein normiertes Mistel-Präparat in einem menschlichen Skin-Bioassay in vitro., Arzneim.-Forsch./Drug Res. 46 (I), 649-653 (1996)