Bad Aibling – Aktuell betreiben zirka 15 Prozent der Deutschen einen riskanten Alkoholkonsum (bei Frauen mehr als 12 g Alkohol/Tag, bei Männern mehr als 24 g Alkohol/Tag). Mehr als drei Prozent der Bevölkerung erfüllen die DSM-IV-Kriterien eines Alkoholmissbrauchs und weitere 3,4 Prozent die der Alkoholabhängigkeit. Etwa 3,4 Millionen Erwachsene in Deutschland haben eine alkoholbezogene Störung.
Chronischer Alkoholkonsum schädigt unter anderem das zentrale und periphere Nervensystem sowie die Muskulatur. Bei fast allen alkoholabhängigen Patienten lassen sich klinisch mehr oder weniger ausgeprägte Schäden an Neuronen und Muskeln nachweisen. Besonders häufig sind die Alkoholische Polyneuropathie und Kleinhirnfunktionsstörungen. Alkohol ist die häufigste Ursache einer akuten Rhabdomyolyse mit Myoglobinurie.
Die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen sind strikte Alkoholkarenz und eine ausgewogene Ernährung. Die Prognose gilt aber selbst dann noch als günstig, wenn der Alkoholkonsum in vergleichsweise geringen Mengen fortgesetzt wird. Bei Alkoholkarenz erfolgt die Erholung der Myopathie jedoch rascher als die Regeneration der Neuropathie.
Neurologe Prof. Dr. Klaus Jahn von der Schön Klinik Bad Aibling: „Das Erreichen der zur Vermeidung der Progression von neurologischen Schäden anzustrebenden Abstinenz erfordert die Motivation des alkoholkranken Patienten und eine professionelle therapeutische Umgebung in Spezialeinrichtungen“
(Jahn K. „Akute Intoxikation und neurologische Folgen des Missbrauchs“, InFo Neurologie & Psychiatrie, 2017; 19 (3), 36–43).
PK 2/2021