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Im Rahmen einer experimentellen Untersuchungreihe überprüfte die Arbeitsgruppe um G. Chibanguza von der IBR-Forschungs GmbH, Walsrode, in Zusammenarbeit mit R. W. März, wissenschaftliche Abteilung der Bionorica GmbH, Neumarkt, die erwünschten und möglichen unerwünschten Wirkungen des pflanzlichen Sekretolytikums , einer fünfach- Kombination aus den Einzeldrogen Radix gentianae, Flores primulae, Herba rumicis, Flores Sambuci und Herba verbenae.

Material und Methodik

Als Versuchstiere dienten Kaninchen, die nach dem Randomisierungs-verfahren mehreren Behandlungsgruppen zugeteilt wurden. Jede Versuchsgruppe bestand aus je drei männlichen und drei weiblichen Tieren. Testsubstanzen waren die pflanzliche Fünffach-Komination (Gruppe VG I), die Einzeldrogen Radix gentianae (VG II), Flores primulae (VG III), Herba rumicis (VG IV), Flores Sambuci (VG V) und Herba verbenae (VG VI). Die Tiere erhielten an je drei aufeinanderfolgenden Tagen dreimal täglich die unverdünnten Testlösungen intragastral verabreicht. Zur Ermittlung potentiell toxischer Effekte bzw. der sekretolytischen Wirkung wurde die 50fache Humandosis ausgewählt. Zwei weitere Gruppen erhielten eine rein alkoholische Lösung (VG VII) bzw. physiologische Kochsalzlösung (VG VIII) und dienten als Kontrolle.

Meßparameter war das Volumen des Bronchialsekrets. Hierzu wurden die Tiere eine Stunde nach der letzten Applikation narkotisiert und das Bronchialsekret über eine Trachealkanüle für eine Zeitdauer von drei Stunden gesammelt. Des weiteren wurden vor Beginn der Medikation, nach zehnmaliger Applikation der Testsubstanzen und am letzten Behandlungstag – jeweils eine Stunde nach Narkosebeginn – die Atem- und Pulsfrequenz sowie die Laborparameter Erythrozytenzahl, Ca, K, Na und Quickwert erfaßt.

Ergebnisse

Die Drogenkombination in Gruppe VG I wies gegenüber den beiden Kontrollgruppen VG VII und VG VIII mit einem p-Wert < 0,01 eine signifi-kant gesteigerte Sekretproduktion auf. Die Steigerung betrug 38,7 Prozent verglichen mit der Alkoholgruppe VG VII und 104 Prozent gegenüber der NaCl-Gruppe VG VIII. Signifikante Sekretvermehrungen wiesen auch alle Gruppen mit Einzeldrogen (VG II bis VG VI) im Vergleich zu den Kontrollen auf (p < 0,01). Zwischen dem Gesamtextrakt und den Einzeldrogen waren dagegen keine signifikanten Unterschiede festzustellen.

Bezüglich der klinischen Parameter “Atem- und Pulsfrequenz” konnten in keiner der Gruppen Veränderungen beobachtet werden. Obwohl für Herba verbenae in früheren Untersuchungen eine Verlangsamung der Atmung und Absinken der Herzfrequenz bei sehr hohen Dosen beschrieben wurden, traten unter den hier untersuchten Dosierungen (VG VI) keine meßbaren Unterschiede gegenüber den Kontrollgruppen auf.
Bezüglich der Erythrozytenzahl wurden in der Gruppe VG III (Flores primulae) in der Varianzanalyse und dem anschließenden LSD-Test signifikant weniger Erythrozyten im Vergleich zu den Kontrollgruppen gezählt (p < 0,05). Auch die Gruppen VG II (Radix gentianae) und VG IV (Flores sambuci) wiesen im Vergleich zu den Kontrollgruppen signifikant geringere Erythrozytenzahlen während der Medikationsphase auf. Hingegen zeigten die Kaliumwerte keinerlei Abweichungen, so daß eine durch die Wirksubstanzen verursachte Hämolyse ausgeschlossen werden konnte. Da die Drogenkombination keine Veränderungen dieser Parameter hervorrief, kann davon ausgegangen werden, daß eventuelle Auswirkungen auf die Erythrozytenzahl in der Kombination als kompensiert betrachtet werden können.

Veränderungen der Elektrolytwerte wurden in folgenden Versuchsgruppen festgestellt: VG VI (Herba verbenae) und VG VII (Alkoholkontollgruppe) wiesen signifikante, jedoch noch innerhalb der Norm liegende Steigerungen des Calciumspiegels auf. In der Herba rumicis-Gruppe (VG IV) sanken die Natriumspiegel gegenüber der NaCl-Kontrolle (VG VIII) signifikant ab. Starke Verluste oder Retentionen aufgrund von Durchfällen oder Störungen der Diurese traten in keiner der Testgruppen auf, so daß die Senkung des Na-Spiegels als eine spezifische Wirkung von Herba rumicis angesehen werden kann, die in der Drogenkombination nicht nachzuweisen war und deshalb als kompensiert betrachtet werden kann.
Veränderungen der Quickwerte oder andere unerwünschte Begleiteffekte traten in keiner der Gruppen auf.

Fazit: Die Untersuchung zeigt, daß die Pflanzenkombination wie auch ihre Einzeldrogen über eine deutliche sekretolytische Wirkung verfügen. In keinem der zur Prüfung toxischer Eigenschaften heran-gezogenen Parameter wurde, weder für die Drogenkombination noch für ihre Einzeldrogen, ein signifikanter Unterschied zu den Kontrollgruppen beobachtet. Die unter der hohen Dosierung bei einigen Kombinations-partnern beobachteten Abweichungen von den Normwerten waren alle in der Kombination kompensiert.

(Quelle: G. Chibanguza, R. W. März, W. Sterner: Zur Wirksamkeit und Toxizität eines pflanzlichen Sekretolytikums und seiner Einzeldrogen. Arzneimittelforschung / Drug Research 34 (I), Heft 1, 1984)